Allgemein 

Jeder kennt den inneren Schweinehund

Fragt man Menschen, was sie sich für ihre Zukunft wünschen, kommt spätestens ab dem 40. Lebensjahr zusätzlich zu Liebe und Glück fast immer die Gesundheit. Andreas Salcher fragt: „Warum tun sich viele Menschen gar so schwer damit, ihr Verhalten zumindest ein bisschen zum Positiven zu verändern und damit ihre Gesundheitserwartung um viele Jahre zu verbessern?“ Offenbar scheitern sie oft mit ihren guten Ansätzen, weil ihr Glaube, dass sie etwas verändern wollen, ihren Willen dazu um ein Vielfaches übersteigt. Wie ein Gummiband werden sie von ihren guten Vorsätzen weg- und zur Selbstsabotage hingezogen. Einfach formuliert leben Menschen gerne nach dem Motto: „Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich sofort das Lesen auf.“ Dr. Andreas Salcher ist Mitgebegründer der „Sir Karl-Popper-Schule“ für besonders begabte Kinder. Mit mehr als 250.000 verkauften Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs.

Menschen werden zwischen ihren Lust- und Unlustgefühlen hin- und hergerissen

Den Philosophen, der diesen Leitspruch auf seine Fahnen geheftet hat, kennen alle Menschen im Gegensatz zu Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche oder Ludwig Wittgenstein persönlich sehr gut. Es ist der innere Schweinhund. Mark Twain kannte seinen offenbar sehr gut, wenn er schrieb: „Es ist ganz leicht, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe es schon hundert Mal geschafft.“ Wem das Bild vom inneren Schweinehund zu platt ist, kann ihn sich einfach als stets präsenten Gesprächspartner bei seinen inneren Dialogen vorstellen.

Ein vereinfachtes Bild des menschlichen Motivationssystems geht davon aus, dass Menschen im Prinzip zwischen ihren Lust- und Unlustgefühlen hin- und hergerissen werden. Andreas Salcher ergänzt: „Der innere Schweinehund übernimmt dabei gerne die Rolle des lautstarken Vertreters unserer augenblicklichen Lustgefühle. Er plädiert ungeniert für die fettige Pizza und noch ein Bier, dafür, vor dem Fernseher hocken zu bleiben, statt sich umzuziehen und laufen zu gehen.“

In der Defensive suchen sich innere Schweinehunde Verbündete

Menschen kennen den Schweinehund seit ihrer Schulzeit, als er ihre Finger wie von magischer Hand geleitet zum Wecker führte, um ihn auszuschalten, feierte sogar Triumphe, wenn sie krank spielten, statt in die Schule zu gehen. Andreas Salcher fügt hinzu: „Es gibt heute noch Menschen, die am Morgen zehnmal die Schlummertaste drücken, bevor sie es schaffen, aufzustehen.“ Innere Schweinehunde suchen sich Verbündete, wenn sie in die Defensive geraten.

Das ist immer dann der Fall, wenn Menschen sich meist zu Jahresbeginn, oder wenn ihnen ihr Arzt dringend dazu geraten hat, entschließen, jetzt aber wirklich etwas für ihre Gesundheit zu tun, zum Beispiel laufen zu gehen. Andreas Salcher ergänzt: „Dann pflanzt er uns den versöhnlichen Gedanken ein, dass wir uns nach einer Joggingrunde als kleine Belohnung Schokolade gönnen dürfen.“ Wenn Menschen das mehrmals hintereinander machen, zieht bald ein zusätzlicher Bewohner in ihr Bewusstsein ein: der pawlowsche Hund. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Andreas Salcher

Related posts

Leave a Comment